Logbucheintrag eines Gitarristen…
Ich hör‘ nix
Donnerstag, 18.09.24: in den gewohnten Hallen, wo treibenden Melodien der VierMeilen bereits jahrelang den aus harter Arbeit resultierenden Schweiß sanft in die teppichgepolsterten Wände einmassiert haben, wollte ich noch ein letztes Mal den Ablauf durchgehen, bevor wir am darauffolgenden Tag ein zweites Mal Celle beschallen würden.
Ich schaltete den Verstärker an und da war…nichts. Nunja, ein armeseliges Krächzen, das sich krümmend nach dem letzten Ton, den es je von sich gäbe zu sehnen schien. Nicht jetzt, dachte ich und prüfte mit deutlich erhöhtem Pulsschlag die Verkabelung, Gitarre, Effekte…kein Fehler. Das Verhalten war mir nicht ganz neu, bei einigen Proben alle halbe Jahre einmal machte er sowas – bereits zweimal zur Prüfung in Reparatur gewesen, jedoch ohne Erfolg tolerierte ich dieses Verhalten bisher weiter. Es ist ja noch nie was Ernstes passiert und nach Abschalten und kurzer Pause lief er sonst wieder…Ja, das gute alte Aus- und wieder Einschalten….und nochmal mit Pause….und nochmal….nochmal prüfen….Panik!…EIN/AUS….es muss doch klappen…
Ich fühle Leben
Da saß ich nun im Keller und meine Laune befand ich auch dort. Wutenbrannt ging ich hoch, meine Frau kam gerade heim und ich erzählte hier japsend nach Luft schnappend in losen Stichworten, was hier gerade passierte. Nachdem ich ihr T-Shirt mit meinen selbstmitleidsgeplagten Tränen komplett aufweichte, schlug sie vor, den Amp doch jetzt einfach nochmal anzuschalten. Mit letzter Kraft schleppte ich mich zum Kippschalter, wir beide ließen den Kopf hängen. Doch dann passierte es….ich flippte den Schalter um und da war er…der ENGLs-Gesang, wie ich ihn kannte. Halleluja, das ist ’n Ding! Dann müsste er doch einen Tag später auch funktionieren.
Parallel zum vorher beschriebenen, ausufernden Ein- und Ausschalten-Ritual habe ich natürlich meine virtuelle Galle in der WA-Bandgruppe reingeballert und unser Basser Simon hat sich sofort daran gemacht, einen Ersatz-Amp zu erfragen beim Tonmann unseres Vertrauens, nämlich Jerri. Wir konnten es arrangieren, dass ich für den Fall der Fälle zumindest einen zusätzlichen Amp (sogar die gleiche Marke) mit zum Gig nehmen konnte.
Ich sehe Leute
So fuhren wir also wieder nach Celle in Richtung Schlossbühne. Das Wetter war perfekt, die Crew war auch heute gut drauf und hatte alles perfekt im Griff. Sehr wertschätzend und kümmernd gegenüber den Bands, das ist schon für sich herausstechend. Wir haben uns sehr wohlgefühlt. Vielen Dank dafür!
Statt der geplanten 15 Minuten teilte man uns mit, dass wir sogar 30 Minuten für den Umbauf auf der Bühne hätten. Perfekt! Wir also hoch, alles aufgebaut inkl. meines wiederauferstandenen ENGLs, betätigte mit großen erwartungsvollen Augen den Kippschalter und es kam….NICHTS$%$111!!! Das darf doch wohl nicht wahr sein, dass sich das Ding das nochmal traut. Gut, schnell den Ersatz-ENGL drangestöpselt. Ich hatte keine Zeit für einen Testlauf im Vorhinein und nun war doch schon die halbe Stunde verflogen und wir mussten anfangen. Er lief, zwar ohne Clean-Channel, aber er lief. Und hat mir den *rsch gerettet. Ich bin Simon, Jerri und einem unbekannten Gitarristen sehr dankbar, denn ohne euch hätte ich nicht spielen können…und die Stimmung war sowas von hammer, dass all die beschriebenen Probleme schnell wie weggeblasen waren. Danke Celle, ihr wart ein wundervolles Publikum. Wir hatten sowas von Spaß! Wir hoffen, wir schaffen kommendes Jahr Runde 3!

















